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von Sarah und ihren Freunden |
15. Mai 2004
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Es ist Mai, es ist Samstag, und es
ist ziemlich früh am Morgen! Sechs Uhr genauer gesagt, und der Wecker klingelt
nervtötend. |
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Eigentlich müsste ich nicht
mehr nervös sein, schließlich starten wir heute zum vierten Mal in der Sportart
»Obedience«. Aber meine inneren Organe sind da anderer Ansicht. Jetzt aber
noch mal schnell aufs Klo! |
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Der Parkplatz ist voll. Die Teilnehmer
und die Zuschauer sind schon da. Wer kann (ich nicht), frühstückt noch schnell,
denn um 9 Uhr beginnt die Prüfung. |
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Da Sarah und ich in der Obedience-Beginner-Klasse
antreten, sind wir auch bei den ersten, die heute morgen starten. |
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»Seid Ihr bereit?«, die von nun an immer wiederkehrende magische Frage. Ja, wir sind bereit. Ab jetzt gilt es! Das erste Team, der Sheltie, geht/trippelt los, dicht an den Hunden vorbei, umrundet die Gruppe und stellt sich anschließend wieder auf seinen Platz. Sarah wird schon müde. Ich flüstere ihr ein »Schau!« zu. Der große Boerboel marschiert los und umrundet mit wuchtigem Schritt die Gruppe. Dann folgt der hibbelige, hektische Malinois und anschließend die nervöse Boxer-Dame. Sarah bleibt erstaunlich ruhig und lächelt. |
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So, jetzt dürfen wir. Locker
und beschwingt (schön wär's) gehen wir los. Ich lotse Sarah ganz dicht an
den Hunden vorbei, höchstens ein Meter Entfernung zu den anderen Hunden ist erlaubt.
Und ohne zu trödeln Sarah geht dicht bei mir umrunden wir die Gruppe
und nehmen unseren Platz in der Reihe wieder ein. Jetzt noch der Aussie, dann haben
wir diese (erste) Aufgabe gemeistert. »Übung beendet!« sagt der Steward.
Und wir dürfen unsere Hunde loben. |
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Die zweite Übung beginnt.
Sie nennt sich »Stehen und Betasten«. Jeder Hund muss sich vom Steward
bzw. vom Richter streicheln lassen und dabei auf der Stelle stehen bleiben. Lassen
Sie sich nicht täuschen, es sieht so leicht aus, aber es ist verdammt schwer,
seinem Hund beizubringen, dazustehen als sei er am Boden angeschraubt. |
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Das erleichternde »Übung beendet!«
ertönt schließlich vom Steward und ich kann Sarah ganz kurz knuffeln. Aber
ob das ausreicht? Denn jetzt kommt die vierte Übung, die »Ablage in der
Gruppe«, wobei die Hunde in der Beginner-Klasse zwei Minuten liegen bleiben müssen,
während Herrchen bzw. Frauchen ihnen in zwanzig Metern Entfernung gegenüber
steht. |
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Zwei Minuten können soooo
endlos lang sein. Dabei sind das gerade mal ein halbes Dutzend Werbespots im Fernsehen.
Aber wenn man so da steht und innerlich betet »Bleib
liegen! Nicht snuffelen!. Bitte liegen bleiben. Nicht kratzen!«, dann können zwei Minuten ewig lang sein. Aber sie bleibt liegen und die
Stimme des Stewards sagt dann auch endlich »Zurück zu den Hunden.«
Bei meinem Hund angekommen, grinsen mich diese braunen Mandelaugen wieder an. »Hast
Du mal....?« Sie kennen ihre Frage inzwischen ja schon. |
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Und während die anderen Obedience-Klassen ihre Gruppenarbeit absolvieren, lässt sich Sarah sozusagen »anfüttern«. »Ich geb' dir 'ne Pfote, Frauchen, dafür gibst du mir 'nen Leckerchen!« Sarah liebt dieses Spiel. Moppel natürlich auch. Die erste Unruhe hat sich bei
mir (Frauchen) gelegt. Aber die wirklich schwierigen Übungen dieser Prüfung
kommen erst noch. Aber eine Stunde muss ich noch warten, bis ich wieder dran komme.
Seufz. Ein kurzes »Gassigehen« lockert ein wenig auf und dämpft die
Nervosität. |
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Es ist ein schöner aber kalter Frühlingsmorgen. Die Sonne scheint durch die Bäume auf den Obedience-Ring, in dem die Hunde der Klassen 1, 2 und 3 schwitzen... äh... sitzen. Der holländische Richter, schickt gekleidet im dunkelblauen Einreiher, beäugt und bewertet streng und sehr genau die einzelnen Teams während ihrer Gruppenarbeit. |
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Und nun steigt die Spannung,
denn jetzt beginnen die Einzelübungen bei den Obedience-Beginnern. Sarah grinst
breit, als würde sie sagen: »Mach dich mal locker, Frauchen, wir haben Startnummer
fünf und somit noch ein bisschen Zeit. Aber du könntest mir mal ein paar
Wurststückchen 'rüber wachsen lassen...« |
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Okay, jetzt gilt's, wir sind an der Reihe. Sarah's gieriger Blick gilt nur meiner Hand mit der Hundewurst. Der Hund müsste eigentlich pappsatt sein... |
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Wir laufen in den Obedience-Ring.
Der Richter begutachtet uns beiläufig, während der Steward (eigentlich eine
»Stewardess«) uns zum Startpunkt der ersten Einzelübung geleitet,
die »Leinenführigkeit«
genannt wird. Hierbei müssen Hund und Hundeführer auf Anweisung aufmerksam
und exakt einen angesagten Weg ablaufen. |
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Jetzt aber kommt unsere Angstübung, die »Freifolge«.
Und wie der Name sagt, bedeutet »frei« ohne Leine. Wieder stehen wir am
Startpunkt. »Bist du bereit?« kommt die Frage und bevor ich sie beantworte,
flüstere ich Sarah noch schnell ein »Schau!« zu. Der Kopf meiner Kuvasz-Maus
schnellt hoch. »Okay«, sage ich zum Steward. »Angehen«, sagt
der Steward und ich bete im Stillen. »Bitte, bitte, lass uns die Freifolge bestehen...«
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Die Fußarbeit in der Freifolge der Beginner-Klasse dauert gerade mal 30 Sekunden. Mir kommt es vor wie 30 Minuten. Aber dann heißt es endlich: »Übung beendet! Leine deinen Hund an.« Ich greife zur Leine, knuddel ganz fest meine alberne Sarah, die mich küsst und schiele zum Richter rüber, der die Tafel mit den Punkten hebt. Bitte, bitte, nicht weniger als 5 Punkte!!! Er blättert und blättert... Jubel es sind 6!!! Sechs Punkte für die Freifolge. Jippiiieeh! Das heißt für uns, diese Pflichtübung ist bestanden! Na, die restlichen Prüfungsaufgaben werden wir dann auch noch schaffen... Ich gebe Sarah einen ganz dicken
Kuss und folge dem Steward zur Übung »Sitz aus der Bewegung«. Hierbei
soll der Hund sich auf Kommando setzen, während man einfach weitergeht. In der
Theorie alles kein Problem, aber ich kenne meine kleine Kuvasz-Dame ganz gut und gebe
ihr alle Hilfestellungen, die ich so in der Prüfung geben kann. Egal, dann sind
die Punkte eben weg, aber ich bleibe einen Sekundenbruchteil oder auch zwei
stehen und warte, bis sie sich wirklich gesetzt hat. Erst dann gehe ich weiter.
Natürlich ist das geschummelt, ich geb's ja zu, aber der sonst sehr strenge Richter
gönnte uns immerhin noch 7 Punkte, super. |
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Aber jetzt nähern wir uns Sarah's Königsdisziplin
der »Box«. |
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Meine Maus liegt da und lauert.
»Kommando«, sagt der Steward. |
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Ich strahle auch, denn nachdem ich meinen Hund in der Box abgeholt habe, gibt der Richter uns 9 Punkte für's Abrufen und 10! (in Worten ZEHN) Punkte für das Zurückschicken in die Box. Wow. Das Publikum johlt und applaudiert begeistert, während Sarah und ich ebenso jubelnd zur letzten Übung gehen, dem »Apportieren« bzw. »Bringen«. |
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Okay, dann beschreibe ich Ihnen mal, wie das Apportieren
korrekt bzw. im Idealfall auszusehen hat: |
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...schmeißt sich mitsamt dem Apportel auf
den Rücken und wälzt sich genüsslich. Der ganze Hundeplatz grölt
und applaudiert vergnügt. Na gut, denke ich mir, die Punkte sind weg, aber meine
Sarah hat einen Riesenspaß. |
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Ich bin glücklich und erleichtert. Sarah
und ich rennen vom Platz. Ich fühle mich gedrückt, alle gratulieren. Jemand
flüstert mir ins Ohr »273! Vorzüglich!«. »Hey, Ihr habt
es geschafft.« |
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Wer den Hundesport »Obedience«
betreibt, weiß, welche Bedeutung dieses kleine Wörtchen »Vorzüglich«
bedeutet: Qualifikation und Aufstieg in eine neue höhere Klasse. |
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Über unser Glück möchte ich dennoch
nicht vergessen, dass wir an diesem Wochenende in Mönchengladbach Rheydt zwei
hervorragende Prüfungen gesehen haben, in denen insgesamt 52 Teams an den Start
gingen. |
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Wir alle, die teilnehmenden
Hundesportler, die Stewards und der Richter, die Zuschauer und alle Hunde haben ein
zwar anstrengendes und langes aber dennoch schönes und größtenteils
erfolgreiches Obedience-Wochenende hinter uns gebracht. Manche Teams sind Hunderte
von Kilometern durch halb Deutschland gefahren, nur um an dieser Prüfung teilzunehmen,
und weil Obedience für sie und für uns eine Hundesportart ist, für die
es sich lohnt, so weit zu fahren. |
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Viele Spaß beim Obedience wünschen Anette und Sarah, 15./16. Mai 2004 |
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Tschüss, bis denne, Eure Sarah |
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Sarah's Geschichten Obedience
Beginner-Prüfung |
überarbeitet 05.03.2007