|
|
über Sarah und ihre Freunde |
Bestanden ! Teil 2 Es ist warm. Für heute wurden
so ca. 28° Celsius angesagt. Nichts für meinen Kuvasz. Aber da müssen
wir jetzt durch. Nun ist es soweit. Die Teilnehmer dieses Team-Tests haben sich beim HSV Angerland in Ratingen eingefunden. Alle mehr oder weniger nervös. Für einige Teams ist es nur eine von vielen Prüfungen, für andere die erste. Einige machen nur so »just-for-fun« mit, aber ein paar Teams benötigen noch immer die Befreiung vom Maulkorb- und Leinenzwang vom Ordnungsamt, und für sie ist es sehr wichtig hier heute einen guten Eindruck zu hinterlassen. Die Zuschauer versammeln sich so langsam
auf den Bänken, der Richter (Bewerter) ist auch schon da. Gleich geht es los!
Die Sonne schiebt sich zwischen den spärlichen Wolken hindurch, und sofort wird
es merklich wärmer, dabei ist es erst 9 Uhr morgens. Oh, jetzt geht es los! Schnell den Hund aus dem Auto geholt und ein bisschen aufgemuntert, dann zügig auf den Hundeplatz. Wir melden uns an und der Richter zückt sein Chip-Lesegerät, welches sich bei meiner Sarah erst nach etlichem Probieren bequemt, den Chipcode auszulesen, währenddessen Sarah genüsslich die Leckerchen vom Richter kassiert. Okay, das hätten wir, und Sarah und ich begeben uns zur Platzablage, während die zweite Teilnehmerin mit ihrem Hund zum Startpunkt geht. Gespannte Stille macht sich auf der Platzanlage breit. Jetzt wird es ernst. Die Platzablage beim Team-Test läuft anders ab als bei einer BH. Hier wird der Hund an eine lange Leine angebunden und der Hundeführer verschwindet in einem Versteck. Der Hund darf sich während dieser Zeit nicht vom Fleck rühren. Aber bei Sarah mache ich mir da keine Sorgen, Schlummern gehört zu ihren Lieblingsübungen. Ich binde meinen Hund an und gehe ins Versteck. Durch zwei Gucklöcher kann ich das meiste beobachten. Ah, die andere Teilnehmerin ist schon losgegangen. Und dort liegt mein Kuvasz und döst zufrieden mit halb geschlossenen Augen vor sich hin. Zehn, zwölf Minuten vergehen, dann werde ich gerufen. Uff, jetzt sind wir dran. Schon meldet sich der Knoten in meinem Magen wieder. Ich hole meine Sarah ab und laufe mit ihr zum Startpunkt, knuddele sie aufmunternd und spiele noch ein bisschen mit ihr. Dann geht´s richtig los. An den Parcours erinnern Sie sich sicher noch von der BH. Ist hier ähnlich aufgebaut. Sie wissen schon, fünfzig Schritte rauf usw... Den Teil, bei dem Sarah an der Leine läuft, wird von meinem Hund locker gemeistert, aber jetzt anschließend das Ganze noch mal ohne Leine. Das ist viel, viel nervenaufreibender. Dicht bei »Fuß« laufen, sieht mein liebenswerter Kuvasz nun mal nicht ein. Aber was soll´s. Also ich, Frauchen, laufe, wie schon mal beschrieben, munter und Arme schwingend ziemlich zügig über den Platz, während meine Sarah irgendwo da hinter mir nachkommt. (Sarah, du bis drei nicht dreizehn!) Nun ja, es sieht insgesamt nicht so flüssig und elegant aus wie bei einem gut ausgebildeten Schäferhund. Aber das ist ja auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass mein Hund überhaupt gehorcht. Und das tut sie wunderbar. Sie setzt sich auf Befehl in die pralle Morgensonne und sitzt! auch noch da, als ich mich umdrehe. (Ich hätte gewettet, dass sie im Schatten unter der nächsten Birke verschwindet.) Und auf ein lautes »Platz!« legt sie sich ordentlich hin, kommt (mittel)schnell angelaufen, als ich sie abrufe und setzt sich genauso ordentlich vor mich hin, um nach einem »Fuß!« um meine Beine herum in einer Grundstellung (sie sitzt) zu verharren, die auch einem Schäferhund Ehre gemacht hätte. Wir haben es geschafft, und auch der
Richter lächelt freundlich und meint: »Wir sehen uns auf jeden Fall im Straßenteil
wieder.« Befreit und stolz laufen wir vom Platz. Vielleicht werden Sie sich fragen, warum dieses ganze Theater? Prüfung - wozu? Wozu der Stress? Nun, ich denke, um Situationen, wie die im anschließend stattfindenden Straßenteil, problemlos und stressfrei meistern zu können. Die Landeshundeverordnungen haben in Deutschland so einiges verändert. Vor allem aber in Nordrhein-Westfalen. Leider. Dort werden unsere netten, liebenswürdigen Kuvasz zu den gefährlichen Hunden gezählt. Und daher sollte man in NRW eine wie hier beschriebene Prüfung bestanden haben. So, und nun zum Straßenteil,
der nach dem Mittagessen stattfindet. Wissen Sie, man kann ja einiges üben. Aber
dann, in einer Prüfung, sieht alles doch ganz anders aus. So hatten z.B. die Prüfungsleiter
die Reihenfolge der Teilnehmer so gestaltet, damit sich einige Rüden oder Hündinnen,
die sich nicht unbedingt mögen, nicht gemeinsam im Straßenteil zusammen
kommen, denn ein einziges! aggressives Bellen, Knurren oder Anspringen eines anderen
Hundes oder gar Menschen hat den sofortigen! Ausschluss von der Prüfung zur Folge.
Und gerade auf diesen Test hat es der Richter abgesehen. Er mischt komplett neu und
stellt genau die Kandidaten zusammen, die sich nicht leiden können. Die entsetzten
Gesichter der Hundeführer können Sie sich ja vorstellen. Im normalen Übungsbetrieb
kann man sich aus dem Weg gehen, um keine Beißerei zu provozieren. Aber jetzt,
hier in der Prüfung... keine Chance. Da müssen wir jetzt alle durch. In der ersten Übung müssen wir, Sarah und Frauchen, kreuz und quer durch eine von Hunden gespickte Menschenmenge hindurch, hin und her laufen, und kein Hund darf den anderen »anmachen«. Aber alle bleiben friedlich. Für die zweite Übung bilden wir eine lange Reihe, mit jeweils ca. drei Meter Abstand vom nächsten Team. Alle Hunde sitzen. Durch diese Lücke braust ein Radfahrer, singend, wild klingelnd, sein Rad pendelt hin und her. Wieder zeigen sich alle Hunde unbeeindruckt. Ich selbst bin erleichtert. Und dann kommt vom Richter der Ruf: »Und die Menschenmenge da hinten joggt jetzt mal ganz locker im Slalom durch die Hunde durch...« Ups. Der Knoten im Magen ist wieder da. Kennen Sie das Gefühl, wenn sich eine Menschenmenge, einer wilden Woge gleich, rennend und johlend auf Sie zu bewegt, Sie und der Hund gestreift werden? Seltsam, alle Hunde lässt das völlig cool. Bei der anschließenden Übung bin ich völlig ruhig. Was kann jetzt noch schlimmeres kommen? Ein drei Meter großer Kreis wird gebildet, aus Menschen und Hunden, alle dicht an dicht. Verfeindete Rüden sitzen sich gegenüber und fixieren sich grimmig, aber keiner sagt einen Ton. Ein Hund wird in die Mitte gerufen. Dort muss er sich setzen und auch mal hinlegen, danach darf er den Kreis mit Herrchen bzw. Frauchen verlassen, allerdings muss er hierzu an einem bestimmten Hund vorbei. Jetzt werden wir in die Mitte gerufen. Sarah setzt sich brav, gähnt gelangweilt, und sie legt sich sofort auf mein »Platz!« hin. Der Richter steht hinter ihr und stupst! sie mit seinem Fuß am Po an. Normalerweise würde sie jetzt wie von der Tarantel gestochen aufspringen, aber was macht sie heute? Sie legt sich auf die Seite, grinst den Richter über die Schulter hinweg an. Herr Richter, kannst du da noch ein bisschen fester rubbeln? Das ist so schön. Alle Leute lachen fröhlich und dann ist der nächste Prüfungskandidat dran. Die letzte Übung findet mit einem Auto statt. Hund und Hundeführer umrunden das Fahrzeug. Es wird laut gehupt, Türen werden geschlagen, und dann muss sich der Hundeführer mit dem Autofahrer unterhalten, Händeschütteln und so. Der Hund darf währenddessen nicht ans Auto ran, und schon gar nicht an den Fahrer (auf den Schoß springen, ist absolutes Tabu). Alle Prüfungshunde haben auch diese Übung vorbildlich gemeistert. Damit haben wir den Team-Test dann auch bestanden. Von den teilnehmenden siebzehn Teams ist nur eins durchgefallen; wir wünschen Hund und Frauchen viel Glück fürs nächste Mal, da klappt´s dann bestimmt. Nach der Prüfung, die bis ca. 14.30 Uhr dauert, gibt es Kaffee, Kuchen und Eis und jede Menge erleichterte Gespräche, in denen wir alle noch mal die Übungen durchgehen und uns staunend wundern, wie gleichmütig unsere Hunde diesen harten Straßenteil gemeistert haben. Denn es war nicht immer so schwierig in einem Straßenteil, aber durch die Landeshundeverordnungen haben auch die Prüfungsrichter der einzelnen Verbände die Auflage bekommen, streng und peinlich genau zu richten. Einen »Persilschein« gibt´s nicht mehr. Und gerade die so genannten »Anlagehunde« unter den Prüfungsteilnehmern wurden von unserem Richter sehr genau geprüft, gerade Rottweiler, Dobermann, Staffordshire Terrier und Kuvasz. Übrigens habe ich erfahren, dass
unser Richter früher selber mal ein Kuvasz-Besitzer war. Vielleicht hat er sich
deshalb unsere Sarah so genau angeguckt, denn mit seiner Hündin hätte er
sich so eine Prüfung niemals zugetraut, so seine Aussage. Das macht uns dann besonders
stolz, weil wir uns getraut haben. Wir würden uns freuen, auch von
anderen Kuvaszok und ihren Besitzern zu hören, die sich trauen, ebenfalls so eine
Prüfung abzulegen. Und bitte denken Sie dran: Sie benötigen keine teure Hundeschule,
um aus Ihrem liebenswerten, aber sturen Kuvasz einen verkehrssicheren Hund zu machen.
Es gibt Hunderte Hundesportvereine, die auch Sie gerne aufnehmen und ausbilden werden,
und das auf ehrenamtlicher! Basis. Wir haben mittlerweile einen weiteren Kuvasz beim
HSV Angerland: Meiki und Frauchen (Frau Rayermann). Wir freuen uns jeden Samstag, mit
beiden in der »Leinenführigkeitsgruppe« arbeiten zu können, und
sind sicher, dass Meiki einmal so gut wird wie unsere Sarah.
|
Alle Rechte liegen beim Autor |
überarbeitet 05.03.2007